Wir gehen um 6 Uhr zum Frühstück und kurz vor 7 Uhr an den Start. Das Wetter ist kühl, aber kurze Hosen sind ok. Wir haben uns eher vorne eingereiht, so kommen wir nach dem Start gut vorwärts. Hinten gibt es nämlich schnell viel Stau, das habe ich letztes Jahr gelernt. Der Weg führt lange aufwärts. Beim ersten Abstieg kriege ich schon Krämpfe. Ich probiere es mit Dehnen und deute Barbara an, weiter zu laufen. Ich renne auch weiter, aber die Schmerzen bleiben. Zum Glück geht es bald wieder bergauf, da geht es besser. Aber bei jedem Abstieg muss ich auf die Zähne beissen. So geht es weiter, meine Oberschenkelmuskulatur hat sich total verhärtet. Beim Kontrollposten 2 spiele ich mit dem Gedanken, aufzugeben. Aber bis zum nächsten Kontrollposten wird es flach, also versuche ich es mal bis dorthin. Das funktioniert ordentlich, nur muss ich ständig zwischen Laufen und Gehen wechseln, da die Beine nicht mehr wollen. Die Landschaft ist aber herrlich, auch wenn leider die Sonne nicht scheint. Überall kommen Kinder entgegen, die High Five machen oder kleine Blumensträusse überreichen. So bleibe ich im Rennen. Bei einem Abstieg achte ich sehr auf meine Füsse, weil das Gelände ruppig ist. Darum sehe ich den Draht nicht, der auf Kopfhöhe verläuft. Daran bleibe ich hängen und falle rückwärts. Meine Hand blutet, aber ich habe Verbandszeug dabei. Schnell desinfiziert und ein Pflaster drauf und weiter geht’s. Nach CP 5 wird es wieder richtig knackig mit brutalen Auf- und Abstiegen. Endlich komme ich nach achteinhalb Stunden ins Ziel.

Barbara hat auf mich gewertet. Sie brauchte nur 7 Stunden und 13 Minuten und wurde Siegerin der AK 60-69. Auch Barbara ist zwei Mal gestürzt und hat einige Blessuren.

Wir nehmen den Bus zurück zum Hotel, das dauert etwa eine Stunde. Beim Abendessen feiern wir G.s Geburtstag, er ist heute 67. Er hat den Halbmarathon erfolgreich geschafft, was eine besonderes Wunder ist, da er nach einem Unfall so schwer verletzt war, dass die Ärzte ihm nur noch wenige Jahre Leben voraussagten. Aber dank eisernem Willen, hartem Training und dem Geschick japanischer Ärzte konnte er diese schlechte Diagnose abwenden.